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  • Bearbeitungszeit: 20-30 Minuten



    • Abb. 4

      Abb. 4: Diagnose des Lernpotenzials (verändert nach Kattmann et al., 1997).

    • Fragestellungen:

      • Welche Alltagsvorstellungen verbinden Lernende mit dem Thema?
      • Welche fachinhaltlichen, motivationalen und methodischen Lernvoraussetzungen bringen die Lernenden für das Thema mit?
      • Wie viel Lernzeit steht den Lernenden zur Verfügung?

       

      In diesem Entscheidungsfeld werden die Lernvorraussetzungen der Schülerinnen und Schüler, ihre Präkonzepte und unter Berücksichtigung der jeweils verfügbaren Lernzeit die erreichbaren Lernmöglichkeiten in den Blick genommen.

      Nach Kattmann (2021) sind Alltagsvorstellungen Vorstellungen, die die Lernenden aufgrund ihrer Erfahrungen im Alltag anwenden und die ihnen naheliegende oder leicht annehmbare Erklärungen liefern. Vielfach haben sie sich bereits bewährt und können auch als Präkonzepte beschrieben werden.

      Präkonzepte werden häufig durch Lehrpersonen als Hindernisse im Lernprozess angesehen. Um mit Präkonzepten fruchtbar umgehen zu können, müssen sie auf die fachlichen Vorstellungen bezogen werden.

      Fachdidaktische Forschung zeigt, dass Präkonzepte durch Belehrung nicht einfach beseitigt oder durch wissenschaftlich korrekte Vorstellungen ersetzt werden können. Statt fachlich unzutreffende Vorstellungen ersetzen zu wollen, sollten Sie die Potenziale der Alltagsvorstellungen zum fachlichen Lernen nutzen. Ziel ist das Umlernen, bei dem die Lernenden ihre Vorstellungen selbst neu konstruieren (conceptual reconstruction).

       

      Zur Unterrichtsplanung sollten die zentralen Lernvorraussetzungen und Lernmöglichkeiten zu Beginn einer Unterrichtseinheit erfasst oder fachdidaktische Literatur herangezogen werden. Ggf. können Sie auch auf Vorerfahrungen zurückgreifen oder Lernpotenziale vermuten.

      Zur zuverlässigen Analyse und Deutung der Vorstellungen der eigenen Schülerinnen und Schüler sollte fachdidaktische Literatur herangezogen werden.


    • Präkonzepte im Unterricht erheben

      Im Unterricht lassen sich Präkonzepte der Schülerinnen und Schüler auf einfache Weise methodisch erfassen. Es werden beispielhaft einige Methoden aufgeführt (Kattmann, 2021):

       

      Kartenabfrage

      Satzanfänge oder Fragen werden diktiert, an die Tafel geschrieben oder auf Kärtchen ausgegeben, die die Lernenden ergänzen sollen.

      Beispiele könnten sein: „Wie die Vielfalt der Tierarten entstanden ist, stelle ich mir so vor …“, „Eine ökologische Nische ist …“ oder „Was stellst du dir unter einem Gen vor?“

      Die Schülerinnen und Schüler schreiben ihre Antworten spontan innerhalb von 3 bis 4 Minuten auf. Die ggf. anonymen Antworten werden anschließend eingesammelt, analysiert und in den Unterricht integriert. Am Ende der entsprechenden Unterrichtsphase erhalten die Lernenden ihre Karten zurück und reflektieren ihre anfänglichen Vorstellungen. Dies fördert sowohl die Reflexion als auch die Festigung des Lernerfolgs.

       

      Zeichnungen

      Eine weitere Methode ist die Erstellung von Zeichnungen, die als Einstieg in ein Thema dienen können. Beispielsweise könnten die Lernenden gebeten werden, die eigenen Vorstellungen der Entstehung des langen Halses der Giraffe zu zeichnen.

      Alternativ könnten auch in Gruppen Poster oder Collagen erstellt werden.

      Diese Ergebnisse werden im Klassenraum ausgestellt und während der Unterrichtsreihe immer wieder herangezogen, um die Präkonzepte sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln. Die Lernenden können die Poster im Verlauf der Unterrichtseinheit ergänzen oder durch Kommentare erweitern.

       

      Schreibaufgabe

      Kurze erzählerische oder sachliche Texte zu bestimmten Themen sind ebenfalls hilfreich. Die Schülerinnen und Schüler könnten beispielsweise über die Entstehung der Wale oder die Rolle von Bakterien in der Natur schreiben. 

      Diese Texte werden analysiert, um mögliche Anknüpfungspunkte für den weiteren Lernprozess zu identifizieren. Exemplarische Beispiele können im Unterricht gemeinsam besprochen werden.

       

      Ordnungsaufgabe

      Das Ordnen von Begriffen oder Abbildungen kann Präkonzepte aufzeigen und gibt Anlass zur Diskussion. 

      Beispielsweise könnte die Beziehung zwischen Menschenaffen und Mensch und die stammesgeschichtlichen Vorstellungen durch eine Ordnung von Zeichnungen (Mensch, Gibbon, Gorilla, Orang-Utan, Schimpanse) visualisiert werden.

       

      Konzept-Cartoons

      Für den Einstieg und die anschließende Diskussion eignen sich Arbeitsblätter mit sogenannten Konzept-Cartoons. Auf diesen sind Sprechblasen mit typischen Präkonzepten abgebildet, von denen einige auch fachlich korrekte Aspekte beinhalten. Die Schülerinnen und Schüler sollen fachlich korrekte Aspekte analysieren und begründet auswählen.


    • Entwicklungsaufgaben

      • Erheben Sie Präkonzepte im Biologieunterricht und dokumentieren Sie diese.
      • Analysieren Sie die erhobenen Präkonzepte und ziehen Sie ggf. fachdidaktische Literatur zu Rate.
      • Besprechen Sie die Erhebung und Analyse mit Ihrer Ausbildungslehrkraft und beantworten Sie im Gespräch die oben aufgeführten Fragestellungen.